M = Meditation = Was ist Meditation?
Meist wird das tibetische Wort "gom" mit Meditation übersetzt. Dei Bedeutung des Begriffs "gom" jedoch ist äußerst umfassend und schließt Aspekte wie Gewöhnung, meditative Ausgeglichenheit oder meditative Versenkung mit ein. Ich möchte hier aber vor allem Meditation oder gom im Sinne von gewöhnung oder sich mit etwas vertraut machen behandeln. Und selbst dieser Fokus geht noch weit über die mehr generelle Definition von meditation als ruhiges Sitzen mit eins gerichtetem Bewusstsein hinaus, was lediglich ein Aspekt von gom ist. Denn auch während wir gehen, essen, schlafen beziehungsweise bei allem, was wir tun, haben wir die Möglichkeit, uns mit etwas vertraut zu machen. Meditation oder gom hat also eine äußerst vielschichtige Bedeutung.
An vieles haben wir uns bereits gewöhnt, wie zum Beispiel die Gesellschaftlichen Gegebenheiten und Gesetze unseres Landes, an bestimmte kulturelle Gepflogenheiten oder an unser individuelles Ess- und Schlafverhalten. Dabei gibt es immer auch Gewohnheiten, die schädlich für uns und andere sind. Und genau diese negativen Gewohnheiten durch positive zu ersetzen ist Teil von gom. Es geht grundlegend um eine wandlung hin zum Besseren. Das Gegenmittel für Egoismus beispielsweise ist Uneigennützigkeit, das Gegenmittel für die Absicht, anderen zu schaden, ist der Wunsch zu helfen, das gegenmittel für geiz ist freigebigkeit, für Unachtsamkeit ist Achtsamkeit, für Wut ist Geduld und für Ablenkung ist meditative Versenkung. Mit all diesen Gegenmitteln sollten wir allmählich vertraut werden.
Um diese Auslegung von meditation allgemein verständlich zu machen, nehme ich die buddhistische Lehren zwar als Grundlage, versuche aber gleichzeitig, einen Bezug zum täglichen Leben herzustellen. Als Erstes mögen wir uns fragen, ob wir auf der Grundlage einer bestimmten Sicht meditieren sollen. Wollen wir zunächst nur unsere unheilsamen Emotionen durch Befriedung unseres geistes überwinden, ist unsere Sicht noch nicht wirklich entscheidend. Möchten wir aber unsere unheilsamen Emotionen mittes entsprechender Gegenmittel überwinden oder unseren geist in seinem natürlichen Zustand belassen und Wohlbefinden erfahren, ist eine richtige und fehlerfreie Sichtweise unerlässlich. Meditation, die sich auf Sicht stützt, ist zwngsläufig auch mit einer betsimmten gestigen Einstellung verbunden. Dadurch aber wird unser Geist nicht ganz so klar und ungetrübt ruhen, wie wenn er frei von gedanken wäre. Eine Meditation ohne Sichtweise wiederum vermag zwar unheilsame Emotionen zurückdrängen, nicht aber sie zu überwinden, da ihr der geistige Ansatzpunkt fehlt.
Deshalb ist die richtie Sicht doch wichtig, denn mit ihr zu meditieren ist, als ob man über gesunde Augen und die richtige Adresse verfügt. Weiß ein Meditierender genau, wie er zu meditieren hat, werden seine Zweifel schwinden, und er entwickelt Vertrauen in seine Praxis. Unsere Sicht muss also klar und rein rein, sonst können sich weder unsere positiven Aspekte entwickeln noch unser negativen Emotionen verringern. Gründet unsere Meditation auf einer falschen Sicht, ist dies vergleichbar einer falschen Adresse, die uns vom Ziel abbringt, oder blinden Augen, aufgrund derer wir den verkehrten Weg einschlagen. Verlieren wir in der Meditation die Orientierung, können wir unser Ziel, innneren Frieden, nicht erreichen. Was also ist die rechte Sicht? Eine Scht, welche die Wirklichkeit so erkennt, wie sie ist. Meditation nun, die auf klarer Sicht beruht, gibt uns Orientierung und zugleich Zuversicht. Dadurch wird unser Meditieren wirkungsvoller, wir ereichen schneller unser Ziel und finden müheloser zu innnerem Frieden.
Wenn wir nun spezifischer auf die Meditationsformen eingehen, bei denen wir über Gottheiten meditieren, stellt sich die Frage, weshalb wir dies tun. Häufig sind wir ja aufgrund der Gegebenheiten innerhalb userer Gesellschaft, unserer Arbeit, aber auch aufgrund unserer eigenen Ansichten und Konzepte frustriert oder angespannt und verspüren einen starken inneren Druck. Halten wir diesem Druck mental nicht mehr stand, werden wir ärgerlich, entwickeln allerlei Begehrlichkeiten, reagieren eifersüchtig und so fort. Die Meditation über Gottheiten hilft uns, Kontrolle über unsere weltlichen Wahrnehmungen zu gewinnen, Vorurteile zu überwinden und ganz allgemein besser mit ihnen umgehen zu lernen. Mithilfe der verschiedenen Visualisierunegn können wir unsere eigenen, nicht selten wirklichkeitsfernen Ansichten oder fehlerhaften Ansichten unserer Sicht bereinigen. Als Folge der Übung werden wir Qualitäten besser erkennen, unseren Blickwinkel erweitern und falsche Ansichten berichtigen. Je reiner unsere Wahrnehmung wird, desto mehr inneren Frieden und allgemeines Wohlbefinden werden wir erfahren.
Der erste Schritt in der Meditation über Gottheiten (Gottheiten-Yoga) ist, alle Erscheinungen ohne Bewertung wahrzunehmen, also urteilsfrei zu sehen, zu hören, zu spüren, zu riechen und zu berühren. dadurch nimmt unsere Tendenz ab, in allem und jedem Fehler zu suchen, und wir beginnen, die Dinge ohne Wertung so zu sehen, wie sie sind. In einem zweiten Schritt geht es draum, diesen Prozess zu stabilisieren. Mit Fortschreiten unserer Meditation wird uns letztlich alles rein erscheinen, ohne dass wir noch bewusst meditieren müssten. Auf diese Weise erfahren wir langfristig Glück.
Eine nächste Fage könnte nun sein, ob Meditation unbedingt frei von begrifflichem Denken sein müsse? Das muss sie natürlich nicht, denn es gibt vielle nützliche Gedanken. Deshalb wenden wir sie bei einigen Meditationsformen ganz bewusst an. In den Meditationen, die das Denken bewusst einbeziehen, sollen vor allem unheilsame Gedanken überwunden und durch heilsame ersetzt werden. Zuweilen bedienen wir uns hierfür der Kontemplation über Mitgefühl.
Daneben gibt es zwei Arten von Meditation ohne begriffliches Denken: Mithilfe der einen methode unterbrechen wir willentlich unseren Gedankenstrom, mittels der anderen lassen wir die Gedanken von selbst zur Ruhe kommen. Wenn wir die erste Form praktizieren, untersuchen wir nicht, womit sich unser Geist gerade beschäftigt. Stattdessen bringen wir alle konzeptuellen Gedanken, ob schön oder hässlich, gut oder schlecht, in einem Moment zum Stillstand.
Diese Methode wird gerne von Neurologen und psychologen angewandt, da sie sehr wirkungsvoll ist bei mentaler Unausgeglichenheit oder bei Menschen, die unter starkem Druck und hohen Anforderunegn stehen.
Lassen Sie uns ein wenig tiefer gehen und die zweite Art, die Meditation des ruhigen Verweilens , genauer betrachten: Erfahrungsgemäß gelingt es uns nicht oder nur sehr selten, unseren Geist in seinem eigentlichen, natürlcieh Zustand ruhen zu lassen. Seine Essenz - Weisheit, leuchtende Klarheit und Mitgefühl - ist normalerweise schwer erkennbar. Kommt die Natur unseres Geistes dann zum Vorschein, ruht unser Bewusstsein im Zustand von Weisheit, die uns die Phänomene unmittelbar wahrnehmen läßt. Gleichzeitig erscheinen die Qualitäten von Mitgefühl und leuchtender Klarheit. Gelingt es uns, wenn auch nur kurz, in diesem Zustand einzutreten, sollten wir versuchen, ihn mit der Zeit länger aufrecht zu erhalten. Erkennen wir die Dinge erst einmal so, wie sie sind, müssen wir Gedankengänge nicht mehr willentlich zum Stillstand bringen, weil sie sich von ganz alleine auflösen. Dies ist die Meditation, in der die Gedanken von selbst zur Ruhe kommen.
Tauchen dennoch Gedanken auf, die zwischen gut oder schlecht, schön oder häßlich unterscheiden, sollten wir diese mentalen Konstrekte genau untersuchen. Wir erden schnell erkennen, dass alle unsere Wertungen auf Gewohnheiten basieren, seien sie kulturell, religiös oder persönlich, doch das Beurteile an sich wer gut noch schlecht ist. Im Buddhismus wird dies als Leerheit bezeichnet. Erkennen wir, dass die Natur aller Dinge frei von eigenständiger Existenz ist, schwinden die konzeptionellen Gedanken ganz von selbst. Diese Art der Meditation bringt die Ur-Qualitäten unseres Geistes, nämlich Glückseligkeit und Klarheit, zum Vorschein.
Sie kann uns in Phasen von Niedergeschlagenheit, Enttäuschung, Stress oder Müdigkeit helfen.
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