Der Tag, an dem die Ergebnisse meiner ersten Prüfung bekannt gegeben wurden
In meinem Fall war der Tag, an dem die Ergebnisse meiner ersten Prüfung an der Universität bekannt gegeben wurden, der Tag, vor dem ich mich am meisten gefürchtet habe. Ich hatte unglaubliche Angst durchzufallen. Als ich dann überraschend den zweiten Platz erhielt, war ich überglücklich. Danach wollte ich stets unter den Klassenbesten sein, verlor aber gleichzeitig das Interesse an der praktischen Anwendbarkeit unseres Lernstoffes. So wurde ich im zweiten Studienjahr erneut Zweitbester und erhielt sogar eine Auszeichnung. Im driten Jahr allerdings beschlich mich das Gefühl, dass doch eine erhelich Kluft entstanden war zwischen meinem Streben nach Auszeichnung und einem sinnvollen Lernen im Hinblick auf mein Leben als Mönch und künftigen Lehrer. Ich schnitt zwar immer noch sehr gut bei allen Prüfungen ab, aber bezüglich meines eigentlichen Wissens wurde ich zunehmend unzufriedener. Als mir das so richtig bewusst wurde, gab ich meinen Fokus auf eine gute Platzierung auf und begann, mich auf das zu konzentrieren, was für meine späteren Aufgaben im Leben von wirklicher Bedeutung war.
Ich machte ab da eine neue, für mich besondere Erfahrung, nämlich ein Thema von Anfang an bis zum Ende vollständig durchzuarbeiten, statt nur das herauszupicken, was für die nächste Prüfung relevant war. Dadurch gewann ich sowohl ganz allgemein als auch um Detail ein tieferes Verständnis der Inhalte. Ich entwickelte zudem Freude daran, auch während meiner freien Zeit mehr zu lesen und zu studieren. So war ich zwar mehr in der üblichen Platzierung und schaffte es nicht mal unter der ersten zehn, doch ich war glücklich, endlich mit dem Lernen richtig begonnen zu haben. Die schlechteren Prüfungsergebnisse störten mich kaum, und es belstete mich auch nicht, dass meine Art zu studieren in den Augen meiner Kommilitonen als nicht besonders erfolgreich angesehen war.
Dieser Veränderung in meinem Denken behielt ich langfristig bei. Und bereits im vierten Studienjahr verbessertensich auch meine Ergebnisse wieder, sodass ich erneut unter den Klassenbesten war. Das machte mich immer noch ein bisschen stolz, aber ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass das erhaltene Zertifikat meinen Lernerfolg ausreichend dokumentierte. Ich möchte damit nun nicht sagen, dass Prüfungen an sich falsch wären. Da sie weltweit von den meisten Bildungsinstitutionen genutzt werden, um das Wissen der Schüler einzuschätzen, sind sie natürlich wichtig. Was ich hier aber noch vermitteln möchte, ist, dass Schüler ganz sicher einen Fehler machen, wenn sie in erster Linie danach streben, der oder die Klassenbeste zu sein, ohne gleichzeitig einen Bezug zwischen dem Gelernten und ihrem eigenen Leben herzustellen.
Viele Schulen prüfen die verschiedenen Fächer mittels althergebrachter regeln und lassen dabei die psychischen wie gesllschaftlichen Umstände in denen ihre Schüler leben, außer Acht. Die Verantwortlichen aber sollten genau diese Punkte wie auch den Wandel der Zeit berücksichtigen, damit sie ihre Prüfungen auch wirklich zeitgemäß gestalten können.
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