Anderen Helfen und Verstehen der Situation
Wird unsere Hilfe gebraucht, ist es notwendig, als Erstes die Situation, in der wir helfen wollen, so wahrheitsgemäß wie möglich zu verstehen, ohne sie zu schönen oder zu dramatisieren. Gleichzeitig ist es wichtig, uns in die Position des anderen zu versetzen, um den Blickwinkel desjenigen wahrnehmen zu können, dem geholfen werden soll. Denn meistens gehen wir nur von unserer Einschätzung und Perspektive aus.
Im meiner Hiemat Dolpo werden viele gemeinnützige Projekte von ausländischen Vereinen unterstützt. Sie bauen Schulen, bilden Krankenschwestern und Lehrer aus, renovieren Klöster und richten Gesundheitsstationen ein. Das alles sind wundervolle Initiativen, die der Region wirklich weiterhelfen. Manchmal jedoch gibt es Situationen, in denen die Unterstützer ausschließlich aus ihrer eigenen Sichtweise heraus agieren und nicht verstehen, dass nicht alle ihre Anforderungen erfüllt werden können. Zum Beispiel können Arbeiten nur von Mitte September bis etwa Ende Oktober verrichtet werden, weil erst dann die Feldarbeit beendet ist und der Winter noch nicht eingesetzt hat. Dadurch mag der Eindruck entstehen, Projekte lägen monatelang brach, und niemand würde sich dafür interessieren. Doch die Menschen im Dolpo müssen sich als Erstes um ihre Felder und Tiere kümmern, andernfalls haben sie nichts zu essen und können sich nicht selbst versorgen. Wenn es nun aber im Herbst übermäßig regnet oder wenn erst Arbeitsmaterial aus Kethmandu herangeschafft werden muss, verzögern sich die Arbeiten zuweilen um ein ganzes Jahr. Versteht ein Sponsor diese besonderen Umstände nicht, kanndas zu großen Missveständnissen und Problemen führen.
Deshalb ist es am besten, gleich von Anfang an genau zu untersuchen: Welche Situation liegt vor, wonach fragt der andere wirklich, und liegt es tatsächlich innerhalb unserer Möglichkeiten, effektiv zu helfen. Nur dann sollten wir mit besten Wissen und Gewissen die entsprechenden Aufgaben übernehmen.
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