Donnerstag, 26. Mai 2022

Abhängiges Entstehen

 Abhängiges Entstehen

Alles, was wir wahrnehmen, entsteht entweder aus einem Ursache-Wirkung-Zusammenhang oder in Relation zu etwas anderem. Eine dritte Option gibt es nicht. Nehmen wir einen Apfel als Beispiel für die Kausale Beziehung: Die Frucht des Apfels entwickelt sich aus seiner Blüte, der eine Knospe zugrunde liegt, die Knospe wiederum entsprießt einem Ast, der aus einem Stamm wächst, der sich seinerseits aus dem Samen eines verrotteten Apfels entwickelte. So gibt es verschiedene, aufeinanderfolgende Stufen im Heranreifen eines Apfels, die jeweils das entsprechende Resultat der vorangehenden Ursache hervorbringen. In gleicher Weise beruht auch das Wohlbefindenund Leiden aller Wesen auf zugrunde liegenden Ursachen. Nichts entsteht ohne sie und ohne entsprechende Umstände: ohne Ursache keine Wirkung. So können wir also weder Glück noch Wohlbefinden erfahren, solange wir nicht über die damit verbundenen Bedingungen verfügen. Gleichermaßen gibt es kein Leiden, das nicht auf die damit verbundenen Ursachen ruht. Dieses Prinzip lässt sich auf alles übertragen, unsere Familie, die Gesellschaft und im grunde unsere gesamte Umwelt.

Nun kommen wir zum Entstehen in Relation zu etwas anderem. Nehmen wir als Beispiel einen Blumenstrauß, der auf dem Tisch steht: Dass die Blumen dort stehen können, hängt von einer Vase ab, die wiederum als Grundlage des Tisches bedarf. Ohne Vase ständen die Blumen nicht hier, und ohne Tisch gäbe es keine Unterlage für die Vase. Doch diese Bedingungen stellen kein Entstehen dar, bei dem die Phänomene aus anderen hervorgehen und sich gegenseitig erzeugen. Hier entstehen die Phänomene in Beziheung zueinander, vergleichbar Zahlen. So hängt die Zahl Tausend von der Hundert ab, die Hundert wiederum von der Zahl Zehn und die Zehn von der Eins. Lang kann es nur geben, wenn es ein Kurz gibt. Für sich alleine, ohne Bezug, könnten wir lang oder kurz nicht bestimmen. Werden wir gefragt, ob ein Stift lang oder Kurz ist, können wir nur antworten, wenn wir den Stift automatisch in ein Verhältnis zu anderen Stiften setzen.

So wie wir lang oder kurz in Relation zu vergleichbaren Dingen ableiten, bestimmen wir auch Eigenschaften iwe leicht oder schwer, schnell oder langsam, schön oder hässlich, gut oder schlecht. Normalerweise ist uns dieser Ablauf nicht bewusst, und wir gehen davon aus, dass die Dinge aus sich selbst heraus lang oder kurz, dick oder dünn, angenehm oder unangenehm seien, und dass die Eigenschaften folglich den Objekten inhärent seien.

Zusammengefasst gibt es also nichts, das nicht entweder in Relation zu etwas anderem oder durch kausale Zusammenhänge entstünde. Folglich gibt es auch nichts, das völlig unabhängig von anderem und eigenständig wäre. Verstehen wir dies als die Natur aller Dinge, wird uns auch bewusst, dass wir für unser zukünftiges Glück genau jetzt die richtigen Ursachen schaffen können.

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