Freitag, 29. April 2022

Umgang mit Eifersucht im Alltag

Umgang mit Eifersucht im Alltag 

Dasjenige Wort, das wir am meisten benutzen, wenn wir eifersüchtig sind, ist das Wort "aber". Sagt jemand zum Beispiel: "Das ist ein netter Typ", antwortet der andere: "ja, aber ....," und erzählt dann dessen Fehler auf. Das anfängliche "Ja" dient lediglich dazu, jeden Hinweis auf die eigene Eifersucht zu verbergen und von sich zu weisen. Doch den "Ja" folgt das "aber", hinter dem wir dann auflisten, was wir alles an der Person auszusetzen haben.

Der aus Indien stammende buddhistische Gelehrte Shantideva (ca. 685 - 763 n.Chr.) spricht von vier negativen Konsequenzen, die eifersüchtige Rede hervorruft:

Indem wir aufgrund von Eifersucht negativ über ander sprechen, erschaffen wir Vorstellungen, die sowohl in uns selbst als auch im anderen Unbehagen und Leiden bewirken.

Wenn wir uns über die Fehler anderer äußern, gehört dies, spirituell gesehen, zum Bereich negativer Handlungen. Aus buddhistischer Sicht sprechen wir deshalb von einer untugendhaften Handlung. Aus weltlicher Sicht ist es zumindest unhöflich und damit ebenfalls negativ, sich eifersüchtig zu verhalten und schlecht über andere zu reden.

Gewöhnliche menschen mögen uns vielleicht darin bestärken, negativ über andere zu sprechen, gebildete und weise Menschen dagegen sowie - im buddhistischen Zusammenhang - Erleuchtungswesen finden Gefallen daran.

Beziehungen können durch negative Rede entzweit werden. Sind sich zwei Menschen nahe, und wir werfen in einem Gespräch, in dem der Abwesende gelobt wird, das Wort "aber" ein und konzentrieren uns nur noch auf dessen negatie Seiten, können wir Misstrauen oder gar Ablehnung hervorrufen. Zwischen Menschen, die einander zugewandt  sind, durch Eifersucht Distanz zu schaffen, ist etwas außerordentlich Schädliches.

Sich unwohl fühlen und innerlich im Unfrieden zu sein, wenn wir schlecht über andere Sprechen und Zwietracht säen, ist uns sicherlich vertraut. Wenn wir dadurch wenigstens etwas erreichen könnten, dann hätte das, was wir sagen, seinen Zweck erfüllt. Aber meist steigern wir uns nur immer weiter in unsere Eifersucht hinein, und unser Geist gerät in große Unruhe. Nicht selten berursachen unsere negativen Gedanken gar Schlafstörungen. Und damit schaden wir am allermeisten uns selbst.

Das Gegenmittel kann nun aber nicht sein zu denken: "Oh, dieser Person, auf die ich eifersüchtig bin, möchte ich nichts mehr zu tun haben, die möchte ich nicht mehr sehen", und sich zu verstecken oder davonzulaufen. Dies ist keine Lösung. Denn wir wissen ja nie, wann wir das nächste Mal auf jemanden treffen, der ähnliche Eifersucht in uns hervorruft. Es gibt keinen Ort, an dem wir uns wirklich davor verstecken könnten, und wir können auch nicht jedes Mal weglaufen. Deshalb müssen wir einen Weg finden, konstruktiv mit Eifersucht umzugehen, und Gegenmittel finden, die wir sofort anwenden können, sobald Eifersucht in uns aufsteigt. Ein gutes Gegenmittel wirkt wie Wasser gegen Feuer, es muss die Eifersucht direkt bezwingen.

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