Donnerstag, 21. April 2022

Geschick in der Anwendung der Methoden

 Geschick in der Anwendung der Methoden
 
Geschicklichkeit ist für jede Art von Aktivität wichtig, vor allem aber, wenn wir Menschen führen und anleiten wollen. Wenn ein Lehrer nicht weiß, wie er seine Einsichten vermitteln soll, wird er seine Ziele schwerlich erreichen.
In den Himalaya-Regionen gibt es dazu ein Sprichwort: "Dreißig Menschen haben dreißi verschiedene Vorstellungen. Dreißig Yaks haben sechzig unterschiedliche Hörner", das heißt, es gibt mindestens so viele Interessen, wie es Wesen gibt, und es ist schwer möglich, alle zufriedenzustellen. Darum ist es für jede Art Lehrer unabdingbar, die Vielfalt der Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und mannigfaltigen Neigungen zu berücksichtigen sowie deren Lebensumstände innerhalb einer Gesellschaft zu kennen. Erwächst daraus ein klares Verständnis, flexible Methoden und das Ziel sowie die aufrichtige Motivation, unvoreingenommen zu helfen, sprechen wir von einem geschickten und auch vertrauenswürdigen Lehrer. Er oder sie beherrscht mühelos verschiedenste Methoden und wendte sie gewandt sowie in Einklang mit den unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen oder Nöten seiner Schüler an.
Beziehen wir diese drei Punkte nun auf den Buddha. In einem der Sutren, dessen Name "Das gekürzte Sutra lautet", heißt es: "Wie können Myriaden von führerlosen Blinden, die den Weg nicht kennen, in ein Dorf gelangen? Ohne die Weisheit sind die fünf augenlosen Tugenden vergleichbar Blinden ohne Blindenführer, nicht fähig, Erleuchtung zu berühren. Nur wenn vollständige Erkenntnis durch Weisheit erlangt ist, erhalten sie Augen und den Namen transzendentale Weisheit."
Bezogen auf den Pfad der Weisheit, der auf logischer Beweisführung beruht, sagte Buddha: "Mönche und Gelehrte, so wie Gold geschmolzen, geformt und gerieben wird, so untersucht meine Worte sorgfältig, nicht allein aus Respekt mir gegenüber sollt ihr sie übernehmen."
Ein lehrer kann die Wahrheit nur aufzeigen, das, was wirklich ist, muss jeder selbst untersuchen, erforschen und letztendlich erfahren. Bezogen auf Punkt zwei nun, die Wirklichkeit korrekt zu lehren und den Schüler nicht zu täuschen, möchte ich etwas ausholen. Als Buddha Shakyamuni entschied, das Königreich seines Vaters nicht zu übernehmen und alles aufzugeben, ließ er nicht aus Eigeninteresse alles hinter sich, sondern weil er auf der Suche nach Wahrheit und einem Weg war, der die Leiden von Geburt, Altern, Krankheit und Tod sowie die mentalen Leiden aller Wesen beenden kann. Es war Mitgefühl angesichts des Leids, das ihn veranlasste, sich dem Wunsch seines Vaters zu widersetzen. Er widersetzte sich aber nicht nur seiner Betsimmung als König, sondern handelte auch sonst vollkommen frei und unvoreingenommen. Gesellschaftliche Klassen, verschiedene Religionen und Länder, sie alle erachtete er als gleichwertig in dem Wunsch, frei zu sein von Leiden und um Glück zu erfahren. Als König wäre es seine Aufgabe, das Reich vor Feinden zu sichern und dessen Grenzen zu erweitern. Dazu hätte er andere besiegen und Methoden anwenden müssen, die notgedrungen Leiden hervorrufen.
Buddha besaß also die Weisheit, die Wirklichkeit sozu erkennen, wie sie ist, er hatte unermessliches Mitgefühl und die innere Stärke, seine Anhänger nicht zu täuschen, und war frei von Stolz, andere von der Wahrheit seiner Lehren überzeugen zu müssen. Sei Geschick bestand darin, in Verbindung mit den Objekten und Inhalten, der jeweiligen Zeit und den unterschiedlichen Interessen der Schüler so zu lehren, dass jeder sich angesprochen fühlen konnte, während er zugleich die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen berücksichtigte. Den jeweiligen Umständen angemessen lehrte Buddha mit dem letztendlichen Ziel zu zeigen, dass alle negativen Geisteszustände und damit sämtliches Leid überwunden werden kann.
Ein Beispiel: Wollen wir mithilfe eines Reiseführers den Taj Mahal besichtigen, werden uns zunächst verschiedene Transportmittel vorgeschlagen. Wir können ein Flugzeug nehmen, einen Zug, ein Schiff oder ein Auto. Zudem können wir zwischen verschiedenen Hotels mit unterschiedlicher Ausstattung wählen. Diese unterschiedlichen Möglichkeiten werden uns entsprechend unserer finanziellen Mittel, unserer Vorlieben angeboten. Das Ziel indes bleibt, nämlich die Besichtigung des Taj Mahals. Ob wir den Empfehlungen des Reiseführers nun folgend und tatsächlich unser Ziel erreichen, hängt von uns selbst ab.
Und Entsprechendes gilt für uns: Je nach Entwicklungsstufe eines Schülers und gemäß seinen Neigungen kann er sie verschiedenen Methoden, die Buddha gelehrt hat, nun anwenden, um seine Fähigkeiten zu stärken und negative Geisteszustände zu überwinden, oder eben nicht. Denn die tatsächliche Umsetzung bleibt grundsätzlich jedem selbst überlassen. Dies ist der Kern der Dharma-Lehren.

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